Frac Nord-Pas-de-Calais

Frac Nord-Pas-de-Calais

Ort Dunkerque

Land Frankreich

Gebäudetyp / Nutzung Museum

Neubau/Sanierung Erweiterungsbau

Architekten Lacaton & Vassal, Paris

Größe ca. 10.000 m2 (Bestand: ca. 1.000 m2, Erweiterung: ca. 9.000 m2)

Planungsbeginn 2009

Fertigstellung (1949), 2013

Leistung Fassadenplanung LEICHT France

Projektbeschreibung

FRAC steht für Fonds régionaux d´art contemporain – öffentliche Sammlungen zeitgenössischer bildender Künstler in 23 Städten Frankreichs, die im Jahre 1982 durch den französischen Kulturminister Jacques Lang begründet wurden. Als wichtiges Kulturinstrument stellen sie nicht nur Kunst aus, verleihen sie in der Region, archivieren und konservieren sie, sondern bilden stets auch den Katalysator für strukturelle, regionale und städtebauliche Entwicklungen.

So auch seit Herbst 2013 das FRAC für die Region Nord-Pas-de-Calais im nordfranzösischen Dunkerque oder Dünkirchen, das den meisten wohl bisher eher durch die gleichnamige Schlacht im Zweiten Weltkrieg bekannt war. Zwischen der Hafenstadt Calais und der belgischen Grenze gelegen, steht es hier symbolhaft für den Strukturwandel der Industrie und der Hafenwirtschaft.

Im Niemandsland eines nicht mehr genutzten und teilweise freigeräumten Hafengebiets konnten hier in Folge eines Wettbewerbserfolgs aus dem Jahr 2009 die Architekten Anne Lacaton und Jean-Philippe Vassal einen neuen Ort für die Kunst und zugleich städtebaulichen Katalysator für eine kulturelle Quartiersentwicklung realisieren, der bereits wenige Monate nach seiner Eröffnung überregionale Bedeutung erlangte.

Die Ausgangsbasis bildete die alte Werfthalle AP2 aus dem Jahr 1949.  Ohne direkten Bezug zum Kontext bot selbige jedoch mit 75 m Länge, 24 m Breite und 30 m Höhe ein derart faszinierendes Raumerlebnis, welches die Architekten unbedingt bewahren wollten. So beließen sie den Bestandsbau weitestgehend unangetastet und ergänzten ihn um einen Zwilling gleicher Dimension für die Kunst. Die alte Halle AP2 dient als Ergänzung der Ausstellungsräume des Neubaus auf 6 Ebenen zum Beispiel für große temporäre Ausstellungen, zur Präsentation großformatiger Kunstwerke oder für öffentliche Veranstaltungen wie Konzerte, Messen, Sport-, Theater- oder auch Zirkusaufführungen. Beide Gebäude können sowohl getrennt als auch gemeinsam bespielt werden. Eine Fussgängerbrücke an der Innenfassade verbindet als überdachte Straße die beiden Bauteile.

Die Konstruktion aus Betonfertigteilen von alter und neuer Halle erlaubt eine maximale Flexibilität in der Grundrissorganisation. Sie wird umhüllt von einer leichten transparenten Klimahülle aus Polycarbonatplatten und großformatigen ETFE-Kissen. Im Unterschied zu einer klassischen Pfosten-Riegel-Glasfassade unterstreicht sie einerseits die architektonische Grundidee im Sinne ihrer Maßstäblichkeit und kam zugleich dem begrenzten Gesamtbudget des Projekts entgegen, andererseits stellt sie aber auch höhere Anforderungen an die Fassadenplanung. ETFE unterliegt zwar praktisch keiner materiellen Alterung, entscheidend sind jedoch die Details wie beispielsweise die Schnittstellen zum Bestand und zu den Öffnungen innerhalb der Fassade. Hier geht es stets um Individuallösungen statt um Standarddetails. Die Kombination mit einem innenliegenden Sonnenschutz, welcher ob energetischer Anforderungen in Deutschland nicht realisierbar gewesen wäre, trägt ebenfalls dem kleinen Budget Rechnung und garantiert zugleich einen freien, leicht gefilterten Ausblick auf die Umgebung und das Meer. Einfacher kann man sich eine solche Konstruktion, eine offene Struktur in einem „Gewächshaus“ mit sechs Geschossen und 9.000 Qua­dratmetern Nutzfläche, kaum vorstellen.