Legendäre Ausstellung von Dieter Wieland zu Gast bei FTR in Rosenheim
Die legendäre Ausstellung und der begleitende Film „Grün kaputt – Landschaft und Gärten der Deutschen“ von Regisseur und freiem Autor Dieter Wieland und Peter M. Bode sowie Rüdiger Disko aus dem Jahr 1983 sind nun endlich zu Gast in Rosenheim.
Lange bevor ökologische Themen in der Mitte der Gesellschaft angekommen waren, hat Dieter Wieland die Zersiedelung der Landschaft, die Verschandelung von Städten und Dörfern erkannt und eindrücklich geschildert. Ausstellung und Film zeugen von seinem jahrzehntelangen Kampf für den Schutz unserer gewachsenen und gebauten Kulturlandschaft und sind heute aktueller denn je.
1983 – ein Jahr, in dem Rhein-Main-Donau-Kanal und Startbahn West die öffentlichen Diskussionen bestimmten. Ein Jahr, in dem das Bewusstsein für sauren Regen und Waldsterben, Quecksilber in Fischen und Nitratspinat, Luftverschmutzung, steigende Kaliproduktion und Energieverbräuche durch bedingungsloses Wachstum langsam an den Rändern der Gesellschaft wuchsen. Ein Jahr, in dem Die Grünen zum ersten Mal mit 5,6% in den Bundestag einzogen und die Bundesregierung bleifreies Benzin und Katalysatorpflicht für Neuwagen beschloss.
Doch ging es den Initiatoren nicht nur um die Anklage benannter Großprojekte, Politik und Industrie, sondern insbesondere um ein Bewusstsein für die alltäglichen Zerstörungen unserer Kulturlandschaft durch jeden Einzelnen.
Titelte die SZ in 1983: „Ein Sprengsatz friedlicher Gedanken“, titelte sie zur durch Hans Urban initiierten Wiedereröffnung der Ausstellung in 2019: „Das Grün ist noch kaputter“.
Auch wenn Ausstellung und Film heute als Kult wieder durch Bayern touren, fragt sich auch der Initiator, was sie wirklich gebracht hat: „Die Ausstellung ist leider so aktuell wie damals. Oder wie noch nie.“
Es geht heute wie damals nicht nur um Systemkritik und Kritik am Vorrang ökonomischen Denkens, sondern vielmehr um die Kritik am anthropozentrischen Denken jedes Einzelnen, aber insbesondere auch um Hinweise, wie man besser baut: Bauen mit und nicht gegen die Natur, regionales Bauen in Form und Materialität. Und bereits damals fragte Dieter Wieland im Sinne Odo Marquards Zukunft braucht Herkunft: „Waren wir nicht schon viel weiter? Wussten wir es nicht schon viel besser?“
Auch wenn das beeindruckende jahrzehntelange Engagement Dieter Wielands das ästhetische Empfinden und Bewusstsein ganzer Generationen geprägt hat, sind wir auch heute noch nicht am Ziel angekommen. Und so wiederholen FTR gemeinsam mit dem Initiator den Aufruf an jeden Einzelnen, jetzt zu handeln, denn war 1983 Grün kaputt, ist 2021 Grün kaputter.
So steckt aber auch in jeder Krise eine Chance. Steht das Wirtschaftswunderkoniferenland der 1980er Jahre für die vergangene Wachstumsgesellschaft, so hat die Postwachstumsgesellschaft von heute mit steigendem Bewusstsein für die Bedeutung der Natur, regionaler Herkunft von Lebensmitteln und Rohstoffen, Aufenthaltsqualität menschengerechter Außenräume jetzt die Chance zu handeln – für eine Gesundheit von Mensch und Umwelt.
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